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Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Das Wort Gottes bringe ich Ihnen heute aus dem Buch »Ruth«. Und zwar aus Kapitel 1, die Verse 1 bis 6. Wir wollen aber das gesamte erste Kapitel lesen, also Ruth Kapitel 1. Und sofern Sie eine Bibel dabei haben, bitte ich Sie, das aufzuschlagen und mit mir zu lesen. Ruth Kapitel 1. Wir hören das Wort des lebendigen Gottes. Und es geschah in den Tagen, als die Richter regierten. Da entstand eine Hungersnot im Land. Und damals zog ein Mann aus Bethlehem in Judah fort, um sich im Gebiet von Moab niederzulassen, samt seiner Frau und seinen beiden Söhnen. Und der Name dieses Mannes war Elimelech. Der Name seiner Frau, Naimi. Seine beiden Söhne aber hießen Machlon und Kilion. Sie waren Efratita aus Bethlehem in Juda. Sie kamen in das Gebiet von Moab und sie lebten dort. Elemelech aber, Naimis Mann, starb und sie blieb allein übrig, mit ihren beiden Söhnen. Und diese nahmen sich moabitische Frauen, der Name der einen war Orpa und der Name der anderen Ruth. Und sie wohnten etwa zehn Jahre dort. Danach starben auch sie beide, Machlon und Kilion. sodass die Frau ohne ihre beiden Söhne und ihren Mann allein übrig blieb. Da machte sie sich mit ihren beiden Schwiegertöchtern auf und kehrte zurück aus dem Gebiet von Moab, denn sie hatte im Gebiet von Moab gehört, dass der Herr sein Volk heimgesucht und ihm Brot gegeben hatte. Und so verließ sie den Ort, wo sie gewesen war, und ihre beiden Schwiegertöchter mit ihr, und sie machten sich auf den Weg, um wieder in das Land Judah zurückzukehren. Naemi aber sprach zu ihren beiden Schwiegertöchtern, geht hin, kehrt um, jede zum Haus ihrer Mutter. Der Herr erweise euch Güte. wie ihr es an den Verstorbenen und an mir getan habt. Daher gebe euch, dass ihr Ruhe findet, jede im Haus ihres Mannes. Und sie küsste sie zum Abschied. Da erhoben sie ihre Stimmen und weinten. Und sie sprachen zu ihr, wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen. Aber Naemi sprach, kehrt um meine Töchter. Warum wollt ihr mit mir gehen? Trage ich denn auch Söhne in meinem Schoß, die eure Männer werden könnten? Kehrt um, meine Töchter, geht heim, denn ich bin zu alt, um noch einen Mann zu heiraten. Und wenn ich auch spreche, es ist zu hoffen, dass ich schon diese Nacht einen Mann bekomme und sogar Söhne gebäre. Wolltet ihr deshalb warten, bis sie groß geworden sind? Wolltet ihr euch deshalb einschließen und keinen Mann heiraten? Nicht auch meine Töchter. Denn mir ergeht es noch viel bitterer als euch, weil die Hand des Herrn gegen mich ausgestreckt ist." Da erhoben sie ihre Stimmen und weinten noch mehr, Orpa küsste ihre Schwiegermutter zum Abschied. Ruth aber hing ihr an. Sie aber sprach, siehe, deine Schwägerin ist umgekehrt zu ihrem Volk und zu ihren Göttern. Kehre du auch um deiner Schwägerin nach. Aber Ruth antwortete, dringe nicht in mich. dass ich dich verlassen und mich von dir abwenden soll, denn wo du hingehst, da will ich auch hingehen. Und wo du bleibst, da will ich auch bleiben. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe auch ich und dort will ich begraben werden. Der Herr tue mir dies und das und noch mehr, wenn ich der Tote allein uns scheiden soll. Als sie, also Naemi, nun sah, dass sie sich fest vorgenommen hatte, mit ihr zu gehen, ließ sie davon ab, ihr zuzureden. So gingen die beiden, bis sie nach Bethlehem gelangten. Und es geschah, als sie in Bethlehem ankamen, Da geriet die ganze Stadt in Bewegung ihretwegen und man fragte, ist das die Naemi? Sie aber sprach, nennt mich nicht Naemi, sondern nennt mich Mara. Denn der Allmächtige hat es mir sehr bitter gemacht. Vollzog ich aus. Aber leer hat mich der Herr wieder heimgebracht. Warum nennt ihr mich denn Naemi, da doch der Herr mich gedemütigt und der Allmächtige mich betrübt hat? So kehrte Naemi zurück und mit ihr ruht die Moabiterin ihre Schwiegertochter, die sich vom Land Moab abwandte. Und sie kam am Anfang der Gerstenernte nach Bethlehem. Gemeinde unseres Herrn Jesus Christus, an den Sonntagen, an denen ich Ihnen in dieser Urlaubszeit, in der ja nicht immer alle da sind, mit dem Wort Gottes dienen darf, habe ich mir vorgenommen, dass wir gemeinsam auf dieses kleine, fast unscheinbare Büchlein Ruth hören wollen. Und für diese Entscheidung habe ich mehrere Gründe. Zunächst einmal ist meine Entscheidung, ein alttestamentliches Buch mit Ihnen zu lesen, darin begründet, dass Jochen ja jetzt mit einem neutestamentlichen Buch angefangen hat, dem Epheserbrief, und da bietet es sich an, gewissermaßen als Kontrast ein alttestamentliches Buch zu nehmen. Außerdem ist der Jugendbibelkreis gerade mit dem Besprechen des Buches Richter Naja, fast fertig. Und die Begebenheiten, die hier im Buch Ruth stattfinden, waren ebenfalls in der Zeit der Richter. Hier kann also von einer, ich sag mal, Weiterführung gesprochen werden. Aber das beides sind, ich sag mal, formale Gründe. Es gibt auch inhaltliche Gründe, die mich veranlasst haben, dass wir auf das Buch Ruth hören wollen. Drei Gründe. sind hier für mich ausschlaggebend. Der erste Grund, das Buch Ruthes berichtet über jemanden, der bzw. die von außen hinzukam und sich dem Volk Gottes anschloss. Und dieser Thematik, das sich anschließen an eine Gemeinde, gehören davon im Augenblick sehr viel. Das Thema ist aktuell. attraktive Gemeinde, Kirche für Fernstehende, Gemeinde für andere oder wie auch immer man es nennt. Und vieles von dem, was uns da angeboten wird, das ist nichts anderes. als ein säkularer, zum Teil sogar gruppendynamischer Methodismus. Marketing, Praktiken vermischt mit dem Verströmen von emotionaler Spiritualität. Aber der Mensch, der steht da im Zentrum und seine Bedürfnisse. Und so erscheint es vielleicht einmal wichtig, jedenfalls nicht unwichtig, Die Heilige Schrift, darauf hin zu befragen, was geschieht eigentlich, wenn jemand von außen in die Gemeinde hineinkommt. Wie geschieht das? Wie sollen die, die schon länger drin sind, mit so jemandem umgehen? Wir werden aus dem Buch Ruth noch sehen, heute nicht, aber in Zukunft, dass ein solcher Prozess, sowohl für die Person, die im Begriff steht, sich dem Volk Gottes anzuschließen, Folgen hat, als auch für diejenigen, die schon länger dazugehören. Für beide. Eine solche Begegnung zwischen denen, die drin sind und demjenigen oder derjenigen, die von außen kommt, hat für beide Seiten einschneidende Folgen. Nicht nur Ruth, änderte sich, wir werden das sehen, auch Naemi änderte sich. Ja, auch diejenigen, die schon länger im Volk Gottes lebten, in Bethlehem wohnten, auch bei ihnen erfolgte eine Veränderung. Nun könnte man natürlich fragen, naja, sind Veränderungen unter dem Volk Gottes immer von Vorteil? Besteht nicht die Gefahr, dass auf diese Weise, ich sag mal, die Welt auch gleich mit in die Gemeinde kommt? Ich hoffe, wir werden sehen, wenn ein solches Hineinkommen, Hinzukommen in die Gemeinde in der rechten Weise erfolgt, also wenn die wichtigen Dinge wirklich wichtig bleiben, dann wird die Gemeinde durch diesen Zuwachs nicht vom Herrn weggezogen, sondern das Gegenteil ist der Fall. Die Gemeinde in ihrer Gesamtheit wird näher zum Herrn gebracht und gerade durch die Neuen fangen auch die Alten, die schon dabei gewesen sind, an, noch einmal drüber nachzudenken. Was mache ich hier eigentlich? Sie fangen an, ihren Glauben bewusster zu leben. Gerade durch die Neuen wird man gewissermaßen genötigt, das, was man glaubt, noch einmal zu durchdenken, zu reflektieren und auch in Wort und Tat zu bekennen. Wie gesagt, wenn das Hinzukommen nicht ein menschlicher Aufguss ist, sondern wenn es geistlich erfolgt. Und es ist auf keinen Fall so, und ich hoffe, wir werden das noch sehen, dass dann die Gemeinde nur gibt und der Neuhinzugekommene nur empfängt. Nein. Vielmehr verhält es sich so, dass sowohl die Gemeinde als auch die Neuhinzukommenden empfangen. Und der Geber aller Gaben ist Gott. Dies einmal Schritt für Schritt anhand eines Beispiels zu verfolgen, wie das passiert, mir scheint das ist wichtig, es ist auch spannend. Wir wollen uns das anschauen hier anhand des Buches Ruth. Ein weiterer Grund, dass meine Wahl auf das Buch Ruth viel ist, dass uns hier eine Familie bzw. eine Lebensgemeinschaft vor Augen geführt wird. Und diese Leute, lieben Sie, lebten in unmoralischen, in unruhigen, in verworrenen Zeiten. Da war nichts, wo man irgendwie noch Halt oder Orientierung fand. Wie verhalten die sich? Wie führen sie ihr Leben in einem sonst moralischen Sumpf und in einem religiösen Wirrwarr? Wie nehmen sie selbst ihre Situation wahr? Und was können wir, die wir heute aus dem Buch Ruth lesen für uns, heute 2019, die wir ebenfalls in dunklen Zeiten leben, für uns daraus mitnehmen? Das Buch Ruth, es zeigt uns, wie auch in der chaotischen Richterzeit der Geist Gottes wirkt. Man höre und schaue. Auch in einer solchen Epoche führten Menschen ein Leben vor Gott, gemäß seinem Wort. Sie trachteten danach. Warum? In der Erwartung des kommenden Reiches, das dann mit David anbrach. Aber da kommen wir noch drauf. Und dann nenne ich noch einen dritten Grund, warum ich mit Ihnen sehr gerne das Buch Ruth lesen möchte. Der dritte Grund ist der, dass auch dieses alttestamentliche Büchlein uns auf Christus verweist. Besonders werden wir das erkennen am Schluss dieses Buchs. Das Buch Ruth steht unmittelbar nach dem Buch der Richter und es hängt mit ihm ja auch zeitlich sehr eng zusammen. Das Richterbuch bereitet uns gewissermaßen negativ auf die Herrschaft Davids vor. Und deswegen steht gerade am Ende des Richterbuches so häufig, es war in jenen Tagen kein König. Jeder tat, was er wollte. Es bereitet negativ vor, das Buch Richter. Und demgegenüber endet das Buch Ruth mit einem Geschlechtsregister. Blättern Sie mal um, lesen Sie mal, Ruth 4, 18-22. Wir wollen es jetzt nicht lesen. Aber dieses Geschlechtsregister, es zielt auf David. Es verweist heilsgeschichtlich auf David. Und darüber hinaus dann natürlich auf den großen Sohn Davids, auf Jesus Christus. Aber darüber später mehr in unserer Predigtreihe. Heute morgen möchte ich Ihnen das Wort Gottes verkünden aus Ruth, Kapitel 1, den Versen 1 bis 6 unter dem Thema Lebensfragen in Zeiten des Abfalls. Beantworte sie nicht allein. Wir achten auf drei Punkte. Erstens, wagemutige Lebensentscheidungen treffen. Zweitens, nicht in Grübeleien und Selbstvorwürfe versinken? Und dann drittens, auch in Zeiten des Gerichts hat Gott sein Volk nicht vergessen. Erstens, wagemutige Lebensentscheidungen treffen. Wie fängt dieses Buchhut an? Es fängt an mit dem Satz und es geschah in den Tagen, als die Richter regierten. Der erste Vers des Buches, er versetzt uns also in die Zeit der Richter. Wir haben vorhin ein Stück aus dem Richterbuch gelesen. Und es war nicht irgendein Stück, sondern es war das Kapitel 19. Und ich gestehe, es gehört ein gewisser Mut dazu, dieses Kapitel in einem Gottesdienst zugehört zu bringen. Und man denkt beim Lesen, Mensch, hoffentlich laufen die Leute jetzt nicht weg. Entrüstet weg, sowas im Gottesdienst. Aber ihr Lieben, so war es damals und es steht in der Bibel. Kapitel 19 des Richterbuches ist als Hintergrund für das Buch Ruth unentbehrlich. Und das Buch Ruth in seinem historischen Rahmen zu erfassen, damit wir mal richtig einschätzen können, was uns hier eigentlich im Buch Ruth geschildert wird. Und das in Richter 19 berichtete Ereignis, es geschah zum Teil in Bethlehem. Nicht die Nebenfrau, die Hurerei beging, sie kam aus dieser Stadt und ihr Mann holte sie von dort wieder zurück. Ich weiß, das passierte ist schon schlimm genug. Und dann war da noch der Schwiegervater, wie unaufrichtig, wie heuchlerisch verhielt er sich. Und wie freundlich, wie schleimig freundlich, sie immer wieder einzuladen, doch länger zu bleiben. Und genau diese Stadt, ihr Lieben, wo so etwas passiert, genau diese Stadt, also die gleiche Umgebung, ist der Ort, in dem auch ein Großteil des Buches Ruth spielt. Wir werden sehen, dass selbst in einem solchen unmoralischen, und durchaus auch doppelzüngigen Umfeld. Das Volk Gottes noch einen gewissen Freiraum hat. Im Buch Ruth tritt zunächst, nicht Ruth, obwohl das Buch so heißt, in den Vordergrund, sondern Naomi. Und der Name Naomi, er bedeutet, wenn man ihn übersetzen will, Lieblichkeit, Liebreiz oder Scham, Anmut. Und damit trägt diese Frau einen Namen, der schmerzlich daran erinnert, was das Volk Gottes hätte sein können, wenn alles gut gegangen wäre. Naemi, sie spielt selbst auf die Bedeutung ihres Namens an. Es heißt in Kapitel 1, Vers 20 und 21, sie aber sprach Nennt mich nicht Naimi, sondern nennt mich Mara. Denn der Allmächtige hat es mir sehr bitter gemacht. Mara, zu deutsch Bitterkeit. Erbitterung. Das war das, was diese Frau prägte. Zu Anfang des Buches Samuel kommt ein entsprechender Name vor. Da nennt sich plötzlich Israel Ikabut. Das heißt zu Deutsch, die Herrlichkeit ist weg. Es war passiert. Die Philister hatten die Bundeslade weggenommen, geraubt, erbeutet in einer Schlacht. Da griff das Volk zu diesem Namen, weil es erkannte, Gott ist aus unserer Mitte weg. E kaputt. Die Herrlichkeit ist weg. Zu Beginn des Buches Ruth tritt dann noch jemand in den Vordergrund und das ist Elimelech, der Ehemann Naemis. Er fasste den Entschluss mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen aus Bethlehem ins heidnische Ausland zu ziehen. Er wanderte aus und er ließ sich mit seiner Familie nieder im Gebiet von Moab, wie es hier im Vers 1 heißt. Und der Name Moab Der hatte in Israel im Volk Gottes wahrlich keinen guten Ruf. Es war ein Name mit einem sehr, sehr schlechten Klang. Moab, das erinnert auch die Bibelkundigen unter uns an die Töchter Lots, die nach dem Untergang von Sodom und Gomorra mit ihrem Vater zwei Söhne zeugten, also Inzest begingen. Wohlgemerkt, nicht der Vater mit den Töchtern, sondern die Töchter mit dem Vater, den sie vorher betrunken machten. Man fasst sich an den Kopf und sagt, geht's noch schlimmer, geht's noch perverser. Der eine Sohn, der dann daraus hervorging, war Amon, der andere eben Moab. Lesen Sie einmal 1. Mose 19, wie sich Lot verhielt. nach dem Untergang von Sodom und Gomorra. Bei Moab denken wir auch daran, dass es einst Balak war, der König von Moab, der den Wahrsager Biliam kommen ließ aus Mesopotamien, um das Volk Gottes zu verfluchen. Es war sonst keine Möglichkeit mehr. Und schließlich hören wir auch im Buch Richter in Kapitel 3 von den Moabitern von Moab, Die Moabiter, sie waren das erste Volk, das Israel überfiel, das es unterdrückte und ausplünderte. Moab, dieser Name, rief wahrlich eine Flut von negativen Gefühlen im Volk Gottes hervor. Und beim Aussprechen dieses Namens kamen Erinnerungen hoch an Unmoral. Gottfeindschaft und Gewaltherrschaft, Unterdrückung, Ausbeutung, Ausplünderung. Und ausgerechnet in dieses Land entschließt sich Elimelech mit seiner Familie zu ziehen, als eine Hungersnot im Land seiner Väter ausbrach. Wenn man das Buch Ruth in Bibelstunden durchgeht, taucht nicht selten die Frage auf, Ja, hat Elimelech und seine Familie eigentlich richtig gehandelt, als sie emigrierten? Und dazu noch in so ein fürchterliches Land wie Moab? Die Frage taucht auf, suchten sie damit nicht in eigenmächtiger Weise der strafenden Hand Gottes sich zu entziehen, der eine Hungersnot über das Volk Gottes schickte? Ihr Lieben, ich behaupte nicht, dass diese Frage völlig unsinnig ist, aber ich weise sie einmal darauf hin. Es scheint mir nicht unwichtig zu sein, dass der Heilige Geist sein Urteil hier für sich behält. Er gibt keinen Kommentar, ob das richtig oder falsch war. Es wird einfach nur geschildert. Ich habe diesen Unterabschnitt überschrieben mit wagemutige Lebensentscheidungen treffen. Wagemutig, eben das ist doppeldeutig. Zum einen kann es so viel heißen wie verwegen, wahnsinnig, hochmütig, größenwahnsinnig. Es kann aber auch meinen mutig, tapfer, couragiert. Ich möchte auch den Entscheid Elimelechs nach Moab auszuwandern, hier bewusst nicht bewerten. Ich habe dabei auch heutige Situationen vor Augen. Wenn es das Leben anderer auch hier in unserer Gemeinde betrifft und deren Entscheidungen, geben wir dazu nicht immer und nicht zu schnell Kommentare ab. Und übrigens, dieser Rat, der gilt auch für die eigene Lebensgeschichte. Der Apostel Paulus schreibt einmal, der, der mich beurteilt, ist der Herr. Ich will mich auch selbst nicht beurteilen. Ich will nicht jede Attacke, jeden Vorwurf, der gegen mich geäußert wird, gleich auf mich beziehen. Vielleicht ist auch was Falsches dran. Halten wir fest, die Heilige Schrift hält sich hier mit einer Beurteilung über die Entscheidung, Elimelex auszuwandern, zurück. Tatsächlich, die Heilige Schrift berichtet öfters Ereignisse, ohne dabei moralisierend den Zeigefinger zu erheben. Heißt das jetzt, dass Gott sich für mein Leben nicht interessiert? Nee, das heißt es nicht. Gott interessiert sich für dein Leben. Aber trotzdem. Gelegentlich verzichtet der Heilige Geist darauf, ein Urteil zu fällen. Oder vorsichtiger formuliert, er verzichtet darauf, sein Urteil uns mitzuteilen. wollen auch wir uns deswegen eines Urteils enthalten und festhalten, Elimelechs Entscheidung war wagemutig. Zu emigrieren, das macht man nicht wie eine Entscheidung, welche Strümpfe ziehe ich heute an oder was auch immer. Das ist einschneidend. Mein zweiter Punkt. Nicht den Grübeleien und Selbstvorwürfen versinken. Wie gesagt, das Wort Gottes verzichtet Urteile über das Emigrieren von Elimelech und seiner Familie abzugeben. Aber wir lesen, was später Naimi umtrieb, was in ihrem Gewissen rumorte, von welchen Zweifeln und Ängsten sie aufgejagt war, weil sie aus dem Land Gottes weggegangen waren und nach Moab übergesiedelt waren. Und für diese Selbstanklagen, wenn sie auf ihr Leben blickte, gab es Gründe. Ihr Mann war gestorben. Die Stütze der Familie. Sie musste ihre beiden Jungen, Machlon und Kilian, alleine großziehen. Auch durch die Teenagerzeit hindurch. Und das in der Fremde. Und als die beiden Söhne im heiratsfähigen Alter waren, naja, da nahmen sie sich Moabitische Frauen. Und dann starben auch noch die beiden Söhne Naemis. Naemi blieb allein zurück mit zwei moabitischen Schwiegertöchtern, Orpa und Ruth. Es fällt ihr also nicht schwer, oder? Nachzuvollziehen, dass Naemi ins Grübeln kam, als sie da auf ihr Leben blickte. Es ist nicht schwer, sich auszumalen, was da ein Kopfkino durch ihren Kopf jagte. Was sie niederschmetterte, niederdrückte. Alles drehte sich nur um den einen Gedanken und der brannte in ihr. Und sie konnte dieses Feuer nicht löschen. Dieser Gedanke, wir haben alles in unserem Leben falsch gemacht. Genau das scheint aus ihr herauszubrechen, als wir sie zu ihren Schwiegertöchtern sagen hören, die Hand des Herrn ist gegen mich ausgestreckt. Ein Faustschlag nach dem anderen habe ich bekommen. Mein Leben ist ein Beweis, dass Gott der Herr gegen mich ist. Guckt euch doch mein Leben an. Schrecklich. Schrecklich, wenn man von solchen Gedanken aufgejagt und gepeitscht ist, sodass man dann praktisch nichts anderes mehr denken kann, als dieses furchtbare Gerichtswort, die Hand des Herrn ist gegen mich ausgestreckt. Zack! Ihr Lieben, wollen wir nicht vergessen, gemäß der Heiligen Schrift ist unser Gewissen Ein Gerichtsforum. Paulus schreibt das einmal an die Römer in Kapitel 2, Vers 15 des Römerbriefes. Das Gewissen ist ein Organ, das das im Menschen mit zeugt und sodass die Gedanken sich untereinander anklagen oder auch entschuldigen. Ja, das Gewissen ist ein Gerichtsforum und es ist gut, dass wir ein solches Organ als Menschen haben. Aber halten wir bitte auch fest, das Gewissen, es ist ein Forum, aber es ist nicht unfehlbar. Auch unser Gewissen ist in den Sündenfall hineingerissen. Es ist nicht deine Stimme Gottes. Es ist nicht unfehlbar. Mit anderen Worten, manchmal schlägt das Gewissen aus, wenn es sich eigentlich nicht bemerkbar machen sollte. Und manchmal schlägt unser Gewissen nicht aus, wenn das, was wir getan oder unterlassen haben, in den Augen Gottes eindeutig Sünde ist. Unser Gewissen ist nicht die Quelle des sittlichen Empfindens, sondern es ist der Träger. Es muss immer von irgendwoher gespeist werden. und in rechter Weise gespeist, wird es eben durch das Wort Gottes. Im Fall mir Naemis verhielt es sich so, dass ihre Grübeleien um den einen Gedanken kreisten, ich bin eine Gestrafte. Ich bin eine von Gott Gezüchtigte, Schwergezüchtigte, die Hand des Herrn ist gegen mich ausgestreckt, schau dir doch mein Leben an. Man könnte jetzt sagen, naja gut, angesichts dieses eindeutigen Urteils Naemis ist doch das Urteil des Schreibers des Buches, also vermutlich Samuel und zuletzt des Heiligen Geistes, doch eigentlich überflüssig. Wir wissen doch, wie es zu bewerten ist. Naemi selbst meinte es ja sehr genau zu wissen. Ja, Naemi nahm sich als Gestrafte wahr, aber stimmt das überhaupt? Und wer weiß, wie die Geschichte des Buches Ruth weitergeht, dem ist klar, dass es ganz anders ging. Ganz, ganz anders. Aber das sah sie noch nicht. Und ich empfehle, ich sage es noch einmal, in unseren Urteilen zurückhaltender zu sein, auch über uns selbst mal. Auch über uns selbst. Paulus schreibt, ich bin mir keiner Schuld bewusst, aber der mich beurteilt, ist der Herr. Herr, wie beurteilst du die Situation? Nicht jede Anklage, die wir hören, ist berechtigt. Lassen wir uns von solchen Gedankenkonstruktionen nicht zu schnell ins Boxhorn jagen. Ich stelle auch mal die Frage, was hat Naemi eigentlich falsch gemacht? Sie war die Frau Elimelechs und er bestimmte ja schließlich, wo es lang geht. Seine Frau hatte zu folgen. Hatte sie da überhaupt viel mitzureden? Abgesehen davon, hat da Elimelech wirklich etwas falsch gemacht, als er mit seiner Familie nach Moab gezogen war? Wie gesagt, wir wollten diese Frage offen lassen. War es nicht vielleicht sogar eine zutiefst verantwortliche Entscheidung dieses Hausvaters? Dieses Familienoberhauptes Elimelech? Angesichts der Hungersnot in Bethlehem? Wie frei sind wir vielfach in unseren Entscheidungen? Wie frei war Elimelech? Wie frei war Naimi? Wie hätte sich Naimi verhalten sollen? Hätte, hätte, hätte. Immer diese Frage. Naemi, sie brauchte noch eine ganze Weile, wir werden es noch sehen, um aus diesem Zirkel der Selbstanklagen herauszukommen. Und wenn es uns geschenkt ist, sich von Selbstvorwürfen nicht dominieren zu lassen, sondern auch die eigene Vergangenheit einmal wirklich dem Herrn zu übergeben. Und ihr Lieben, was ist Vergebung anderes, als dass wir uns nicht mehr von unserer Vergangenheit bestimmen lassen? Wenn uns das einmal geschenkt ist, dann sind wir vielleicht offen, mal andere Aspekte zu überlegen. Der Aspekt des Traurigen. Schlimm, was mit dieser Familie passierte. des Verzweifelten, jedes Mitleiderregenden. Da lebte eine Familie mitten im verheißenen Land. Sie wohnte in einer Stadt, die zum Volk Gottes gehörte. Okay, faktisch handelte es sich um ein Land voller Gottlosigkeit und in der Stadt Bethlehem ging es keineswegs heilig zu. Gottes Gerichtsschläge, sie waren schon Jahrzehnte, ja Jahrhunderte lang über das Volk Gottes hinweggefegt. Es war ein gewaltiger Druck von außen. Die heidnischen Völker, sie drangen hinein in das Volk Gottes und ihnen da waren Hungersnöte, Bürgerkriege, alles andere als Frieden. Eigentlich ereignete sich das Gegenteil von alledem. was über das Volk Gottes verheißen war. Können wir da nicht begreifen, dass Elimelech den Entschluss fasste wegzuziehen, vielleicht als Akt der Verzweiflung, der Perspektivlosigkeit? Moab mag schlimm sein, aber war Bethlehem besser? Er wollte doch vermutlich nur seine Familie durchbringen. nur glücklich sein. Und unter dieser Perspektive hatte Elimelech vermutlich die Entscheidung getroffen, zu emigrieren. Und jetzt, nach einigen Jahren, wird Naemi in ihrem Innern von einem Gedanken zernagt und zerfressen. Wir haben offenkundig den Eindruck, dass sie meint, Das also ist jetzt die Quittung, die Gott mir präsentiert. Wie gesagt, abgesehen von der Frage, ob es überhaupt richtig ist, ein solches Urteil zu fällen, ihr Lieben, ganz sicher ist es nicht ausreichend. Und schon gar nicht wäre es in einer solchen Situation, wie in der sich Naemi befand, angemessen zu den Betreffenden zu sagen, naja, Familie Elimelech hat eben die falsche Entscheidung getroffen, nach Moab zu ziehen. Selber Schuld. Selbst wenn, wenn dieses Urteil richtig wäre, wie gesagt, der Heilige Geist hält sich hier zurück. Aber selbst wenn es richtig wäre, wie kleinkariert wäre es, wie rechthaberisch, wie primitiv, in einer solchen Situation einer bereits so niedergedrückten Seele mit solchen Kommentaren und Bemerkungen entgegenzutreten. Manchmal begegnet man Menschen, die sich von ihrer Gemeinde getrennt haben. Und ganz sicher stellt sich dann die Frage, wie ging es zu in der Gemeinde? Wie ging es zu in der Gemeinde, die du verlassen hast? Was herrschten da für Zustände? Ging es dort in den Gottesdiensten wirklich noch um Anbetung Gottes oder stand nicht die Bedürfnisorientiertheit des Menschen im Mittelpunkt? Konnte man da überhaupt noch das Wort Gottes hören? Aber häufig, häufig liegt bei so einem Sich-Entfernen von der Gemeinde auch die Komponente der eigenen Schuld vor. Ein viel zu hohes Anspruchsdenken an die Gemeinde. Vielleicht auch selbstverliebte Empfindlichkeiten. Es war auch vielleicht ganz einfach die eigene Bequemlichkeit. Nachlässigkeit gegenüber Gott und seinem Wort. Trägheit, Gleichgültigkeit gegenüber den Geschwistern. Ach, ich suche mir andere. Die Nase von dem oder der passt mir nicht mehr. Oder ganz einfach das Setzen falscher Lebensprioritäten. Und ein solches Abdriften aus der Gemeinde, vielleicht passierte es am Anfang nur halbherzig. Erst erfolgte so eine Art innere Kündigung, dann werden die Ältesten oder die Gemeindeleitung informiert, dass man nicht mehr kommt. So etwas ist gegen den Willen Gottes. Man wird hier durchaus von persönlicher Schuld sprechen müssen. Man hätte sich, wenn es denn wirklich so schlimm wäre, ja auch schleunigst an eine andere, dann eine bibeltreue Gemeinde suchen können. Aber das tat man nicht. Und ein solches Abdriften, das kann dann auch zu Gerichtsschlägen im eigenen Leben führen. Aber ich frage auch einmal, ist immer alles weggehen, in die Kategorien von Schuld und Strafe zu fassen, immer? Vielleicht, weil ich wirklich keine Nahrung mehr, keine geistliche Nahrung mehr bekommen habe. Also um hier nicht missverstanden zu werden, das Wort Gottes ruft uns unzweideutig auf, unsere Zusammenkünfte nicht zu verlassen, Genau dieses werden wir auch unzweideutig sagen müssen. Wenn wir die weiteren Verse nach Kapitel 10, Vers 25 des Hebräerbriefes lesen, dann erfahren wir, dass derjenige, der sich von der Gemeinde Gottes entfernt, sich vom Werk Christi entfernt. Es heißt hier, er tritt das Blut Christi mit Füßen. Das ist keine Kleinigkeit. Eine verbindliche Gemeindezugehörigkeit ist alles andere als eine beliebige Beigabe zu unserem Christsein. Eine solche Einstellung ist erst eine Erfindung des Individualismus und kam erst im 20. und jetzt 21. Jahrhundert auf. Und Sünde, ihr Lieben, macht das Leben eines Menschen kaputt. Vielleicht muss Gott tatsächlich erst den ein oder anderen durch Gerichtsschläge dazu bringen, damit er kapiert, wirklich kapiert, realisiert, was er an seinem Vaterhaus hatte. Vielleicht muss er erst landen an den Schweinetrögen und von dem Futter dort fressen oder essen. Das gab man ihm noch nicht mal, wie Jesus in Lukas 15 sagt. bevor er dann wirklich ihm klar wird, Mensch, was hast du für einen Reichtum gehabt in deinem Vaterhaus? Ja, Ermahnungen, Warnungen, sie sind notwendig, aber dann bitte vorher. Und dann meinetwegen sehr deutlich vorher, aber nicht nachher, wenn der Mann schon oder die Frau da niederliegt. Selbstquälerische Anklagen, sie bringen im Nachhinein nichts. Selbstvorwürfe, sie werfen uns auf uns selbst zurück. Und das bringt niemandem etwas als nur Schlaflosigkeit und Schwermut. Und damit komme ich zu meinem dritten Punkt. Auch in Zeiten des Gerichts hat Gott sein Volk nicht vergessen. Ist es nicht wunderschön, auch dort in dieser gottlosen Umgebung, weit entfernt vom Volk Gottes? Da hat Gott die Naemi nicht vergessen. Es mag sein, dass sie sich dort alleingelassen fühlte, innerlich verhärmt war. Aber Gott erwies sich auch dort als ihr guter Hirte. Hören wir gut zu. In all den Gerichtsschlägen, in all den Tiefschlägen, die sie dort erlebte. Es hat den Anschein, dass durch den gottesfürchtigen Lebensstil der Naemi Ruth Ihre moabitische Schwiegertochter anfing, sich für Gott, den Herrn, zu interessieren. Und so lernte Ruth Stück für Stück Gott kennen, durch Naemi. Ja, Naemi war verbittert, hart geworden. Da war keine Lieblichkeit, wie sie hieß, mehr an ihr. Ihre Selbstgespräche drehten sich permanent um ein fortwährendes Hadern mit sich selbst und möglicherweise auch mit Gott. Und dann sandte Gott nicht einen Boten zu dieser Naemi, der ihr ins Gesicht knallte, du bist doch selbst schuld an deinem Leben. Deine Familie hat halt alles falsch gemacht. Schaffst du dir selbst zuzuschreiben, nein, was lesen wir in Vers 6? Da machte sich Naemi mit ihren beiden Schwiegertöchtern auf und kehrte zurück aus der Gegend von Moab, denn sie hatte in der Gegend von Moab vernommen, dass der Herr sein Volk heimgesucht hatte oder sich nach seinem Volk umgeschaut hatte und wieder in Gnaden seines Volkes gedacht hatte, wie eine andere Übersetzung übersetzt, sodass er ihm wieder Brot gegeben hatte. Was für eine herrliche, was für eine wunderbare Nachricht muss das für diese innerlich zerrissene, für diese mit sich selbst im Streit, im Unfrieden liegende Frau gewesen sein. Du, hast du schon gehört? Es gibt wieder Brot. Die Hungersnot ist vorbei, sie ist zu Ende. In Bethlehem, Bethlehem, Im Hebräischen heißt nichts anderes als Brothaus. Da gibt es jetzt wirklich wieder Brot. Hast du es schon gehört? Es war ein Morgenschimmer nach einer langen Nacht. Es ist übrigens der erste Lichtstrahl in diesem Buch. In diesem Buch, das mit der Botschaft begann. Es geschah in den Tagen, als die Richter regierten. Da war Hungersnot. Kein toller Anfang, nicht? Aber jetzt, du, da gibt's wieder Brot. Hast du gehört? Man kann durchaus einmal jemandem sagen, der vielleicht schon vor Jahren aus der Gemeinde weggegangen war und auch keine andere Gemeinde fand und auch nicht sehr intensiv suchte und dann sein Lebensglück woanders suchte, und jetzt vor den Scherben seines Lebens steht. Du, es gibt einen Ort, wo du Nahrung bekommen kannst. Lassen wir jetzt mal die Frage der persönlichen Schuld beiseite. Aber es gibt einen Ort. Diese ersten Verse des Buches ruht Sie sind gewissermaßen ein umgekehrtes, sozusagen auf den Kopf gestelltes Geschlechtsregister. Nicht wahr? Normalerweise begegnen in einem Geschlechtsregister der Bibel die urmenschlichen Gegebenheiten. Geburt, heiraten, Kinder bekommen, dann noch ein paar Jahre leben und dann sterben. Ja? Auch das Sterben fehlt in Geschlechtsregistern nicht. Es heißt häufig, Erzeugte Söhne und Töchter, lebte da noch einige Jahre und dann starb er. Aber trotzdem, trotzdem herrscht in den Geschlechtsregistern normalerweise das Leben vor. In der Regel werden die Menschen in den Geschlechtsregistern nicht wegen ihres Sterbens erwähnt, sondern um des Lebens willen. Auch deswegen, weil sie heirateten und dann Leben weitergeben konnten, erzeugte Söhne Töchter. Hier zu Beginn des Buches, Ruth, lesen wir auch von dem doch eigentlich so verheißungsvollen Heiraten. Aber dann vernehmen wir nicht einen Höhepunkt, sondern einen Tiefpunkt. Und dann noch einen. Und dann noch einen. Tote, Limelechs, Machlons, Kilions. Mit anderen Worten, was wir hier antreffen, das ist ein Geschlechtsregister, das in den Tod, in das Nichts zu führen scheint. Muss man nicht, wenn man das Buch Richter gerade fertig gelesen hat und nun das Buch Ruth anfängt zu lesen, sein Gesicht in die Hände vergraben und ausrufen, wir haben doch jetzt schon so viel Elend gehört und gelesen, warum jetzt auch noch das? Und bitte versuchen wir dieses Elend, was uns hier geschildert wird, mit den Augen eines alttestamentlichen Gläubigen zu sehen. Gott hatte für das alttestamentliche Israel zwei Segen bereit. Das eine betraf das Land und das andere war die Nachkommenschaft. Und die Verheißung des Landes wächst dann im Neuen Testament hinaus zu der Perspektive auf den neuen Himmel und die neue Erde. Und die Verheißung der Nachkommenschaft mündet ein in den Sohn Jesus Christus, in dem alle Kinder Gottes sein dürfen. Christus, er ist der Same. Elimelechs Familie erlitt dadurch Schaden, dass diese Familie erstens den Segen des Landes verlor, sie verließen Bethlehem, und zweitens büßten sie den Segen der Nachkommenschaft ein. Naemi und ihre beiden Schwiegertöchter, sie blieben kinderlos. Vielleicht gewinnen wir so einen Eindruck davon, wie für diese Naemi der Weg hin zu Gottes Zukunft vermauert schien, blockiert zu sein schien. Ebenfalls sollten wir nicht zu hastig mit unseren Kommentaren sein und sagen, naja, Naemi hatte zwar ihren Mann verloren, ihre Söhne, aber glücklicherweise hatte sie ja noch Gott. Dann würden wir den Verlust in seiner alttestamentlichen Vorschattung unterschätzen. Im Alten Testament waren Land und Nachkommenschaft Verheißungsgüter. Sie waren Erbteile des Herrn. Demnach hatten sie mehr Gewicht. als sie das in der neutestamentlichen Gemeinde hatten. Und wenn im Alten Testament jemand diese Güter des Herrn, wenn sie ihm genommen wurden, dann war damit seine Gottesbeziehung angetastet. Nicht weniger. Ich sage nicht, dass Naimi mit dem Verlust von Land und Nachkommenschaft auch unmittelbar Gott, den Herrn, verloren hatte. Aber ich sage, Land und Nachkommenschaft hatten damals ein unvergleichlich größeres Gewicht als bei uns. Es waren Verheißungsgüter, es waren Heilsmittel. Und damit sind sie vergleichbar mit dem Verlust bei uns des Gottesdienstes. dem Entbieren der Verkündigung des Wortes Gottes und dem Missen der Sakramente. Und wenn man sich das vor Augen führt, dann beginnt in diesem so glanzlosen Bericht diese kleine Aussage zu strahlen. Gott der Herr, er hat sein Volk wieder heimgesucht. Er hat auf dieses Volk in seiner Gnade herabgeblickt. Er hat ihm wieder Brot dargereicht, welcher ein Lichtblick für die umnachtete, die verbitterte Seele nahe ihm ist. Meine Brüder und meine Schwestern, auch heute leben wir in einer Zeit, in der durch das Volk Gottes die Gerichtsgeißel geht. Wer sieht es nicht? Zur Zeit der Richter damals war es vorrangig der Baalismus und die anderen naturalistischen Fruchtbarkeitskulte der kanaanitischen Völker. Und sie waren für das Volk Gottes durchaus verführerisch. Und sie richteten eine furchtbare geistliche Verwüstung damals an. In unserem eigenen Volk und Land hatten wir vor 80 Jahren einen anderen Naturalismus, eine Blut- und Bodenideologie. Heute gewinnt eine naturalistische Öko-Diktatur immer mehr Gewalt über das Denken der Leute. Und auch Gottes Kinder können dadurch verführt werden. Sie können in solchen Zeiten schwer unten durchgehen und wissen nicht, wie soll ich mich verhalten. Sie wissen nicht mehr, wo gehöre ich denn nun hin? Was ist richtig? In unsere Gemeinde sind schon häufig Menschen gekommen, die nicht aus der ungläubigen Welt kamen, sondern aus einer anderen Gemeinde. Und sie wechselten zu uns, weil sie von ihrer bisherigen Gemeinde enttäuscht waren. Und wenn ich jetzt so durch die Reihen durchschaue, Dann sehe ich viele unter uns, die sich dazu zählen könnten. Und sie hatten alle ihre Gründe zu wechseln. Aber ich weiß auch von vielen Menschen, die aus Kirchen, Gemeinden weggegangen sind, weil sie dort kein Lebensbrot mehr fanden. Nicht wenige gaben dann irgendwann die Hoffnung auf, überhaupt irgendwo noch Brot, Lebensbrot zu finden, Seitdem leben sie stompf vor sich hin und suchen vielleicht die Sinnlosigkeit ihres zeitlichen Daseins mit Vergnügungen zu betäuben. Da stellt sich die Frage, stellt sich auch heute Morgen, wer gibt in einer solchen Situation dem Volk Gottes seine Anziehungskraft, seine Attraktivität zurück? haben wir sie in unserer Gemeinde. Ich musste dieser Woche daran denken, dass mir meine Mutter vor 10, 12 Jahren, es ist schon lange her, einmal an einem Sonntagnachmittag sagte, Diese Gemeinde ist wunderbar. Was ich hier aus dem Wort Gottes gelernt habe, das habe ich noch nirgendwo anders gehört in meinem langen Leben. Aber, so fügte sie hinzu, die Wärme fehlt. Ich habe das damals vom Tisch gefegt. Meine Mutter war ja nicht gerade unemotional. Vielleicht hatte sie recht. Hat sie recht. Es ist in diesen Tagen genau 20 Jahre her, dass wir den ersten Gottesdienst hier in der Berg hatten. Es war der 11. Juli 1999. Ist da noch Liebreiz, Naemi, Scham, Anziehungskraft von außen? Wird hier noch das Brot wirklich gebrochen? Empfangen wir es noch Lebensbrot? Ich will diese Fragen jetzt nicht beantworten. Aber ich sage Folgendes, das Buch ruht Es zeigt uns allen, wie selbst in finsteren, in sehr dunklen Zeiten, geistlich dunklen Zeiten, dennoch der Geist Gottes tätig ist. Sodass auch in diesen verworrenen Zeiten Menschen ein Leben führen dürfen und mit ihren Lebensfragen nicht auf sich selbst zurückgeworfen sind, sondern auf Gott blicken dürfen. Amen.
Lebensfragen entscheiden – Auch in finsteren Zeiten ist Gott da
Series Ruth
Sermon ID | 1222221135467051 |
Duration | 58:48 |
Date | |
Category | Sunday Service |
Bible Text | Ruth 1:1-6 |
Language | German |
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