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Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus. Das Wort Gottes bringe ich Ihnen heute aus dem Buch Ruth, und zwar aus Kapitel 1, den Versen 7 bis 22. Wir lesen zunächst das gesamte Kapitel, also ab Vers 1, noch einmal, also genau wie am letzten Sonntag. Und es geschah in den Tagen, als die Richter regierten. Da entstand eine Hungersnot im Land. Damals zog ein Mann aus Bethlehem in Judah fort, um sich im Gebiet von Moab niederzulassen, samt seiner Frau und seinen beiden Söhnen. Und der Name dieses Mannes war Elimelech. Und der Name seiner Frau, Naemi. Seine beiden Söhne aber hießen Machlon und Kilion. Sie waren Ephratitha aus Bethlehem in Juda. Und sie kamen in das Gebiet von Moab und lebten dort. Elimelech aber, Naemis Mann, starb. Und sie blieb allein übrig mit ihren beiden Söhnen. Und diese nahmen sich moabitische Frauen. Der Name der einen war Orpa und der Name der anderen Ruth. Und sie wohnten etwa zehn Jahre dort. Danach starben auch sie beide, Machlon und Kilion. sodass die Frau ohne ihre beiden Söhne und ihren Mann allein übrig blieb. Da machte sie sich mit ihren beiden Schwiegertöchtern auf und kehrte zurück aus dem Gebiet von Moab, denn sie hatte im Gebiet von Moab gehört, dass der Herr sein Volk heimgesucht und ihm Brot gegeben habe. So verließ sie den Ort, wo sie gewesen war, und ihre beiden Schwiegertöchter mit ihr. Und sie machten sich auf den Weg, um wieder in das Land Judah zurückzukehren. Naemi aber sprach zu ihren beiden Schwiegertöchtern, geht hin, kehrt um, jede zum Haus ihrer Mutter. Der Herr erweise euch Güte, wie ihr es an den Verstorbenen und an mir getan habt. Der Herr gebe euch, dass ihr Ruhe findet, jede im Haus ihres Mannes, und sie küsste sie zum Abschied. Da erhoben sie ihre Stimmen und weinten. Und sie sprachen zu ihr, wir wollen mit dir zu deinem Volk gehen. Aber Naemi sprach, kehrt um, meine Töchter. Warum wollt ihr mit mir gehen? Trage ich dennoch Söhne in meinem Schoß, die eure Männer werden könnten? Kehrt um, meine Töchter, und geht heim, denn ich bin zu alt, um noch einen Mann zu heiraten. Und wenn ich auch spreche, es ist zu hoffen, dass ich schon diese Nacht einen Mann bekomme und sogar Söhne gebäre. Wolltet ihr deshalb warten, bis sie groß geworden sind? Wolltet ihr euch deshalb einschließen und keinen Mann heiraten? Nicht doch, meine Töchter. denn mir ergeht es noch viel bitterer als euch, weil die Hand des Herrn gegen mich ausgestreckt ist." Da erhoben sie ihre Stimmen und weinten noch mehr. Und Orpah küsste ihre Schwiegermutter zum Abschied, ruht, aber hing ihr an. Sie aber sprach, siehe, deine Schwägerin ist umgekehrt zu ihrem Volk und zu ihren Göttern. Kehre du auch um deiner Schwägerin nach. Aber Ruth antwortete, dränge nicht in mich, dass ich dich verlassen und mich von dir abwenden soll. Denn wo du hingehst, da will auch ich hingehen. Und wo du bleibst, da will ich auch bleiben. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe auch ich und dort will ich begraben werden. Der Herr tue mir dies und das und noch mehr, wenn nicht der Tod allein uns scheiden soll. Als sie, also Naemi, nun sah, dass sie sich fest vorgenommen hatte, mit ihr zu gehen, ließ sie davon ab, ihr zuzureden. So gingen die beiden, bis sie nach Bethlehem gelangten. Und es geschah, als sie in Bethlehem ankamen, Da geriet die ganze Stadt in Bewegung ihretwegen. Und man fragte, ist das die Naemi? Sie aber sprach, nennt mich nicht Naemi, sondern nennt mich Mara. Denn der Allmächtige hat es mir sehr bitter gemacht. Vollzug ich aus. Aber leer hat mich der Herr wieder heimgebracht. Warum nennt ihr mich denn Naemi? da doch der Herr mich gedemütigt und der Allmächtige mich betrübt hat. So kehrte Naemi zurück und mit ihr ruht die Moabiterin, ihre Schwiegertochter, die sich vom Land Moab abwandte. Und sie kamen am Anfang der Gerstenernte nach Bethlehem. Gemeinde unseres Herrn Jesus Christus. Am vergangenen Sonntag begannen wir mit einer Predigtreihe über das Buch Ruth. Und wir versuchten, die Ereignisse, die in diesem Büchlein geschildert sind, auf dem Hintergrund der Zeit der Richter zu erfassen. Und dazu veranlasste uns der erste Satz des Buches. Es geschah in den Tagen, als die Richter regierten. Wenn man sich in die Richterzeit vertieft, dann ist es nicht schwer, Parallelen zur heutigen Zeit festzumachen. Und eine weitere Frage, mit der wir an das Büchlein Ruth herantraten, die ergibt sich aus der Situation unserer Gemeinde. Wie verhalten wir uns, wenn Menschen von außen in unsere Gemeinde kommen? Dann tritt die Frage auf, Ist diese Begegnung für beide Seiten ein gesegnetes Zusammentreffen? Oder stellt eine solche Begegnung nicht eher eine Belastung dar? In dem Abschnitt, unter den wir uns heute stellen, befand sich Naimi auf dem Weg zurück aus dem Land Moab nach Bethlehem. Gott, der Herr, hatte dieser in vieler Hinsicht gebeutelte Frau eine Nachricht zukommen lassen. Es gibt wieder Brot in Bethlehem. Und daraufhin, so erweckt das erste Kapitel den Eindruck, reagierte Naemi unverzüglich. So verließ sie den Ort, so heißt es, wo sie gewesen war. Aber diese Rückkehr Naemis Das war noch keine Bekehrung. Es war noch keine Umkehr hin zur Lieblichkeit, zum Liebreiz, zum Glanz des Bundes. Naemi, sie trug zwar den Namen Lieblichkeit in ihrem Namen, jedoch sie hatte sich ihrem eigenen Namen, ich sag mal, entfremdet. Sie kehrte in Bitterkeit zurück. Sie war verbittert angesichts dessen, was sie getroffen hatte. Und so wurde sie misstrauisch gegenüber den Menschen in ihrer Umgebung. Sie war skeptisch im Blick auf die eigene Zukunft. Naemi, sie befand sich in tiefer Zerrissenheit und wohl auch im inneren Aufbegehren gegen Gott. Diese Frau, sie war randvoll, mit dem Negativen erfüllt, das ich im Lauf der vergangenen zehn Jahre in sie eingefressen und da aufgestaut hatte. Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass Naemi zunächst gar nicht so richtig bemerkte, dass die zwei jungen Frauen mit ihr aufbrachen, Orpa und Ruth, ihre Schwiegertöchter. Dass diese beiden Frauen, ihr Lieben, ihr noch geblieben waren, das hatte sie irgendwie ausgeblendet. dass es nach den Verwüstungen in ihrem Leben noch Menschen gab, die wie ein Haltegriff in ihrem Leben fungieren konnten. Das kam bei ihr nicht an. Ich weise sie einmal darauf hin, wie Vers 5 formuliert ist. Danach starben auch sie beide, Machlon und Kilion, sodass die Frau ohne ihre beiden Söhne und ihren Mann allein zurückblieb. Nicht der Heilige Geist will, dass wir diesen dumpfen Schmerz der Naemi wenigstens erahnen. Er wird mit mehreren Worten wiederholt. Sterben, zurückbleiben, ja, allein zurückbleiben. Wenn das Leid, wenn die Trübsal über uns den Sieg davontragen, wenn wir uns von unserer eigenen Gram-Schier aufsaugen lassen, dann kann die gefährliche Situation entstehen, dass sich in uns Mauern, Blockaden auftürmen, sodass wir nichts, absolut nichts Positives mehr wahrnehmen. dann stehen wir uns selbst im Weg und den Trost, den Trost der Verheißungen, der Bundesverheißungen Gottes, den lassen wir gar nicht an uns herankommen. Kennen Sie das? In der letzten Predigt hatte ich davor gewarnt, das Leid der Naimi auch deswegen nicht zu unterschätzen, weil wir die Umstände, in der sie sich befand, alttestamentlich gewichten müssen. Wir müssen mit alttestamentlichen Augen verstehen, was es heißt, im Ausland, also außerhalb des verheißenen Landes, zu leben und außerdem keine Nachkommenschaft zu haben. In Gottes verheißenem Land zu wohnen und Kinder zu bekommen, das waren die beiden zentralen Komponenten der alttestamentlichen Bundesverheißung. Und diese sind dann im neuen Bund auf die neue Erde und auf die neue Menschheit unter Christus hinausgelaufen. Aber genau in diesem Leid, ihr Lieben, in diesem geistlichen Leid, fängt Gott an, diese Frau zu locken. Es ist wieder Brot in Bethlehem. Mit anderen Worten, Komm doch zurück. Komm wieder auf den Boden der Bundesverheißung. Im alten Bund war das Land, das unterpfand, gleichsam die Garantie Gottes für sein Erlösungswerk, das dann in Christus anbricht. Der Lockruf Gottes, in Bethlehem ist wieder Brot, ist also bereits eine Heilsverheißung an Naemi. Wäre es dann nicht eigentlich sinnvoll gewesen, dass Naemi ihr Leid neu taxiert, sodass sie wieder Mut für die Zukunft fasst? Hätte sie von diesem Wort aus nicht positiv auf die beiden Frauen blicken sollen, die ihr noch geblieben waren? Der Verlust von Land und Kindern bedeutete auch das Antasten ihres geistlichen Besitzes. Denn Land und Kinder, das waren ein Erbteil des Herrn. Aber das heißt auch, dass die Kunde, es ist wieder Brot in Bethlehem, für Naemi nicht nur einen leiblichen, sondern auch einen geistlichen Inhalt hatte. Und darum vergliche ich diese Kunde Brot in Bethlehem mit dem Evangelium. Im neuen Bund ist diese Aussage eine frohe Botschaft an diejenigen, die wegen geistlicher Unterversorgung, wegen geistlicher Unterernährung ihre Gemeinde verloren haben und dann keine Gemeinde mehr gefunden haben, obwohl sie eine gesucht haben. Auch an sie kann sich heute Morgen die Botschaft richten, du, es ist wieder Brot da. Es ist wieder die Situation da, dass das Wort Gottes verkündet wird. Und dass das Wort Gottes verkündet wird, das ist ein Zeichen des reiches Gottes. Es ist ein Zeichen dafür, dass Gott sein Werk in dieser Welt nicht vergessen hat. dass er mit seiner Heilsoffensive den Pforten des Todes und der Hölle gewachsen ist. Und zwar durch alle unsere Blockaden hindurch. Ich verkündige Ihnen heute Morgen das Wort Gottes unter dem Thema Stolpersteine auf dem Weg zurück zu Gottes Bundesverheißungen. Und wir sehen drei Punkte. Erstens stolzer Trotz gegenüber den Bundesverheißungen Gottes. Das macht ein eigenes Leben kaputt. Zweitens Gleichgültigkeit. gegenüber den Bundesverheißungen Gottes ist auch für andere verhängnisvoll. Und drittens, dennoch bleibt der souveräne Gott stärker. Also erstens, stolzer Trotz gegenüber den Bundesverheißungen Gottes macht dein eigenes Leben kaputt. Naemi hatte zwei Schwiegertöchter übrig behalten. Aber sie war nicht in der Lage, in diesen beiden Schwiegertöchtern irgendeine Verheißung zu erkennen. Zwei Schwiegertöchter. Zwei junge, moabitische Frauen. Was ist das schon? Naemi vermochte nicht nur nicht, ihre Schwiegertöchter als ein Geschenk Gottes zu sehen und damit positiv einzuschätzen. Sie bemühte sich sogar ziemlich hartnäckig. sich ihrer Schwiegertöchter zu entledigen. Sie forderte sie beharrlich auf, nach Moab zurückzukehren. Aber genau mit dieser Aktion vergrößerte sie ihr Leid. Gibt es da nicht eine erschreckende Parallele zu vielen von uns? Wohnt nicht tief in uns allen auch ein starker Vernichtungsdrang, Indem wir so häufig bewusst unserem eigenen Glück im Weg stehen, liegt nicht darin eine tiefe Wurzel für unsere Weigerung, uns trösten zu lassen. Ich meine diesen geheimen Drang, es sich selbst schwerer zu machen, als man es eigentlich hat. Wenn es mir schon schlecht geht, dann setze ich noch einen drauf, dann betrinke ich mich oder ich zerstöre mich sonst wie. Haben wir nicht häufig die Finsternis lieber als das Licht und den Tod lieber als das Leben und auch unsere melancholischen zum Teil schwermütigen Stimmungen, lieben wir sie nicht vielfach mehr als die Freude an Gott und an seinen Verheißungen? Und da kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu, nämlich, dass wir Menschen, wenn wir denn schon leiden, dies auch mit Würde und mit Stolz vollziehen wollen. Wer gibt sich schon vor anderen gern die Blöße? Nicht auch in unserer Kultur gebietet es schon die Selbstachtung, dass wir andere nicht mit hineinreißen wollen in das Elend, in das wir selbst hineinzutaumeln drohen. Vielfach ist an unserer Einstellung, wenn es mir schon schlecht geht, dann soll es wenigstens irgendwie heldenhaft geschehen. Und dann stellen wir sogar unser Leidtragen mit einem gewissen Pathos dar. Und aus diesem Blickwinkel fällt es uns nicht schwer, uns hier in das Verhalten Naemis hineinzudenken und uns selbst darin wiederzuentdecken. Wie sagt sie zu ihren Schwiegertöchtern? Geht hin, kehrt zurück, eine Jede nach dem Haus ihrer Mutter. Der Herr erweise euch Güte, wie ihr sie an den Verstorbenen und an mir erwiesen habt. Der Herr gebe euch, dass ihr Ruhe finden mögt, eine Jede im Haus ihres Mannes. Und diese Aussage, sie unterstrich sie dann auch mit einer eindrucksvollen Gebärde der Umarmung und des Kusses, Vers 9, hierauf küsste sie sie. Naemi fügte also ihrem Reden noch eine Geste hinzu. Meine Kinder hätten das früher vermutlich kommentiert mit der Bemerkung, ein starker Abgang. Schließlich habe Naemi doch an die Zukunft der beiden jungen Frauen gedacht, die, so ihrer Einschätzung, bisher nur noch aus Mitleid bei ihr geblieben waren. Vielleicht war es Ausdruck einer gewissen Pietät gegenüber dieser alten Frau, die man doch unmöglich alleinlassen konnte, sodass man sich hier verpflichtet fühlte. Und das alles kommentierte Naemi gewissermaßen mit, ach, das ist doch nicht nötig. Wahrlich, ein starker Abgang würde auch für die Gegenwart passen. Und als die Frauen sich von diesem Spruch Naemis zusammen mit dieser Umarmungsgeste nicht beeindrucken ließen und sich also nicht zurückschicken ließen, da brachte Naemi harte Argumente vor. Diese Argumente trug sie vor, wenn ich es recht höre, in einer Mischung von Resignation und trotziger Bissigkeit. Verse 11 bis 13, ich lese sie noch mal. Aber Naemi sprach, kehrt um, meine Töchter, warum wollt ihr mit mir gehen? Trage ich denn noch Söhne in meinem Schoß, die eure Männer werden könnten? Kehrt um, meine Töchter, geht heim! Denn ich bin zu alt, um noch einen Mann zu heiraten. Und wenn ich auch spreche, es ist zu hoffen, dass ich schon diese Nacht einen Mann bekomme und sogar Söhne gebäre. Wolltet ihr deshalb warten, bis sie groß geworden sind? Wolltet ihr euch deshalb einschließen und keinen Mann heiraten? Nicht auch meine Töchter, denn mir ergeht es noch viel bitterer als euch, weil die Hand des Herrn gegen mich ausgestreckt ist." Die Art und Weise, in der Naemi hier spricht, ist Ausdruck von Glaubenslosigkeit. Zumal es getragen ist von einem spöttischen Unterton. Natürlich, bitte missverstehen Sie mich nicht, natürlich konnte Naemi den beiden jungen Frauen keine Ehe garantieren in Israel. Und das hieß in jener Zeit für eine Frau nichts anderes, als dass sie keine Zukunft hatte. Aber noch einmal, muss man deswegen so bitter, so erbittert über Gottes Führungen sprechen? Hat diese Bitterkeit gegenüber Gottes Verordnungen nicht ihre Wurzel in der negativen Sichtweise, die Naemi auf ihr eigenes Leben hatte und dann eben auf ihre Umgebung projizierte? Ihre innere Einstellung, die gegen Gott gerichtet war, sie verriet sie mit ihren letzten Worten. Nicht doch, meine Töchter, mehr geht es noch viel bitterer als euch. denn gegen mich ist die Hand des Herrn ausgestreckt." Naemi war inzwischen eine Frau geworden, die sich in ihr eigenes Leid einigelte und anschließend nur noch ihre Stacheln emporstreckte. Zudem war Naemi jemand, die niemand in ihr Elend, in ihre Verzweiflung, in ihre Bitterkeit hineinlassen wollte und schon gar nicht Gott und schon gar nicht seine Verheißungen. Und wenn Gott ihr einmal vor das innere Auge trat, dann erblickte sie darin nur die erhobene Hand, die sich gegen sie richtete. Die Hand des Herrn, sie ist gegen mich ausgestreckt. Aber nicht nur, dass Naemi nichts anderes sah als diese gegen sie gerichtete Hand Gottes. Man hat auch den Eindruck, sie wollte gar nichts anderes sehen. Nicht dieses Negative, das prägte sie, das färbte alles, was sie sagte, was sie tat. Ihre abwehrende Haltung schien im Laufe der Zeit gewissermaßen zu ihrer zweiten Natur geworden zu sein. Auch hier bitte ich nicht, dass Sie mich missverstehen. Natürlich gab es Gründe, um die Schwiegertöchter auf ihre Motive hinzuprüfen. Natürlich gab es Gründe, um Orpa und Ruth vor einer leichtfertigen Entscheidung mit ihr mitzureisen, abzuhalten. Übrigens, auch heute muss es Raum geben für ernsthafte Gespräche mit demjenigen, der mit großer Begeisterung in eine Gemeinde eintreten möchte und sofort überall mitarbeiten möchte. Dem muss man dann sagen, Bruder, Schwester, weißt du, worauf du dich einlässt? Weißt du, was du tust? Du hast vor, einen Turm zu bauen. Hast du die Kosten vorher berechnet? Sonst wirst du dich bei der erstbesten Schwierigkeit wieder ausklinken. Ja, du wirst von einer Gemeinde sehr viel profitieren, aber du hast mit deiner Mitgliedschaft auch viel in eine Gemeinde zu investieren, an Zeit, an Kraft, an Geld. Aber sehen Sie, bei all diesen Aufrufen zur Besonnenheit, wird ein derartiges, ermahnendes Gespräch immer von Freude getragen sein. Ich selbst hatte ja das Vorrecht, mit vielen von euch die Aufnahmegespräche zu führen. Natürlich sage ich dann auch, was auf euch zukommt. Mitarbeit, dienen, Geld geben. Überlege es dir gut. Aber solche Warnungen, sie sind stets von der Absicht getragen, die Motive des Beitrittskandidaten zu vertiefen. Du fügst dich damit dem Leib Christi ein. Du wirst ein Glied an seinem Leib. Und damit bist du nun berufen, mitzutragen. deinem Bruder und deiner Schwester zu dienen, so wie in einem Leib das eine Organ für das andere da ist. Und so wachsen wir in allen Stücken zu dem heran, der das Haupt ist, Christus. So bleibt dann bei allen Mahnungen zur Bedachtsamkeit im Blick auf diesen Schritt der Grundtenor bei solchen Aufnahmegesprächen die ermutigende Freude, darüber, dass jemand begehrt, hinzuzukommen. Und ich sage euch, das ist eine Freude. Also selbst wenn ein Ältester sagt, du, berechne die Kosten. dann sagt er das immer in der Überzeugung, dass die Beschwernisse, dass die Probleme, dass die Lasten nun so groß auch wieder nicht sind, angesichts dessen, was dem an Positivem in der Gemeinde gegenübersteht, nämlich, dass ich das Heil in Christus dort empfangen darf. Und auch, dass andere ja mir dienen, dass sie für mich da sind, Ich weiß, dass einige von euch momentan vor der Frage stehen, ob sie Mitglied in der Berg werden wollen. Und ich sage auch von dieser Stelle aus, geh die Sache an. Du gewinnst geistlich mehr, als dass du Preis gibst. Rufe dir die herrlichen Verheißungen ins Bewusstsein, die Gott dir gibt. Im Matthäus-Evangelium wird einmal folgendes Ereignis berichtet. Da kam jemand zu Jesus, ein Schriftgelehrter, und der sagte zu ihm, Meister, ich will dir folgen, wohin auch irgend du gehst. Was würden wir darauf erwidern? Super, solche Leute brauchen wir überall, wohin du gehst. Jesus sagt folgendes. Ich sage es mal mit meinen Worten. Junge, pass auf, was du sagst. schalte erst einmal einen Gang runter und bedenke, die Füchse haben Höhlen und die Vögel des Himmels haben Nester, aber der Sohn des Menschen hat nichts, wo er sein Haupt hinlegen kann. Mit anderen Worten überschlag die Kosten. Religiöser Enthusiasmus und Erfolgsträumereien haben in der Nachfolge Christi nichts verloren. Was auf dich wartet, das ist zunächst das Kreuz, aber noch einmal, das sagt Jesus in der Perspektive des reiches Gottes. Wie anders klang es hier bei Naemi. Ihr bitterer Trotz hielt sie davon ab, die Bundesverheißungen Gottes überhaupt nur zu bewerten. Und dies hätte ihr Leben fast völlig kaputt gemacht. Mein zweiter Punkt. Gleichgültigkeit gegenüber den Bundesverheißungen Gottes ist auch für andere verhängnisvoll. Bei Naemi fehlte die Ausrichtung, die Perspektive, der Blick auf das Reich Gottes völlig. Ich sage nicht, dass Naemi ungläubig war. Aber sie sprach hier wie so eine ausgepowerte Gläubige. Meinetwegen könnte man bei ihr von einer Art geistlichem Burnout-Syndrom sprechen. Sie redete wie jemand, die keinerlei Perspektive sah und darum nur Bedenken vortrug und mit negativen Äußerungen und sonstigen Vorbehalten ihre Umgebung niederdrückte. Denken wir an Sarah. Die Frau meinte auch, über die Botschaft Gottes an sie lachen zu müssen. Ja, spöttisch lachen zu müssen. Nicht, dass ist eine andere Form, den eigenen Unglauben nach außen zu tragen. Daraufhin bekam sie von Gott zu hören. Du, ist etwas für den Herrn unmöglich? Oder wie es in der Schlachter 2000 Übersetzung wiedergegeben ist. Sollte denn dem Herrn etwas zu wunderbar sein? Sarah, sie wurde wenige Monate später wegen ihres Unglaubens beschämt. Und Naimi? Naja, viele von uns wissen, wie die Geschichte weitergeht. Vermutlich hat sich diese Frau am Ende ihres Lebens, als sie sah, dass für den Herrn tatsächlich nichts unmöglich ist, wegen ihres Geredes beim Aufbruch nach Bethlehem zutiefst geschämt. Wie dumm war ich, wie töricht! Die Folgen ihres Redens, sie waren nun nicht nur für sie beschämend, sondern auch für ihre beiden Schwiegertöchter und sehr verhängnisvoll. Naemi, die Frau aus dem Volk Gottes, sah keine Hoffnung für die beiden moabitischen Frauen, also für die Frauen, die von Haus aus heidnisch waren, aber die von sich aus doch bereit waren, mitzuziehen. Und in ihrer Erbitterung bot Naemi diesen beiden Frauen keinerlei Perspektive. Sie wusste von Gott, dem Herrn nichts anderes zu berichten, als, seine Hand ist gegen mich. Wir wollen hier nicht von oben herab Naimi verurteilen. Das macht die Heilige Schrift nicht. Und außerdem wäre es reichlich billig, auf einer geknickten Frau noch weiter herumzagen. Es geht mir dabei um etwas anderes. Ich möchte Sie einmal zu der Frage veranlassen, einmal zu überdenken, ob wir uns nicht selbst vielfach in der Naemi wiederfinden können. Entsprechen nicht heute viele Christen der Naemi? Sie reden in einer Weise über die Gemeinde und auch über ihren eigenen Dienst in der Gemeinde, ja über das Dienen für Gott im Allgemeinen, ohne dass irgendeine Glut in ihren Worten liegt. Außenstehende, die vielleicht neben ihnen stehen und das anhören, denen kann es dann kalt über den Rücken runterrieseln. Sie erfrieren förmlich in ihrer Seele. Ihnen kommt dann alles so menschlich, so allzu menschlich, so kleinlich und auch so kleinkariert vor. Überall scheint es nur Probleme, Auseinandersetzungen und Missverständnisse zu geben. Manchmal nicht gewollte und manchmal auch durchaus gewollte Missverständnisse. Auf jeden Fall viel, furchtbar viel ichbezogene Kleingläubigkeit. Wenn wir uns persönlich mit Gott in einem Streit befinden, dann ziehen wir uns zurück in unser Schneckenhaus. Wir werden bitter. Wir verstecken uns hinter Zynismus. Und unsere Worte haben dann ganz sicher keine Werbekraft. Sag mal, wer gibt dir eigentlich das Recht, von Gott, deinem Herrn und Heiland, nichts anderes weiterzugeben, als dass seine Hand gegen dich ausgestreckt ist? Weißt du wirklich nichts mehr über diesen deinen Gott zu sagen? Das Brot in Bethlehem, hast du das vergessen? Das war doch eine Ermutigung. Und weil dies eine Gabe des Herrn war, war es doch auch eine Verheißung, eine Bundesverheißung. Und mit dieser Botschaft könnte man doch auch Interesse wecken bei Außenstehenden. Müssen wir darum nicht auch von einem Stück Schuld sprechen, wenn Menschen wie Orpa sich wieder entfernen, sich von uns distanzieren, wenn sie wieder wegdriften, weil sie von Naemi nur Worte der Bitterkeit vernommen haben? Bitte hört gut zu. Ich spreche hier von einem Stück Schuld. Denn natürlich laufen hier mehrere Aspekte zusammen. Opa wusste mehr von dem Herrn, als Naemi hier sagte. Dafür hatte sie bereits zu lange in dieser gottesfürchtigen Familie gelebt. Auch bei ihr lag also ein Stück Verantwortung dafür, dass sie sich zurücksenden ließ und von Naimi Abschied nahm. Jedenfalls wird sie sich einmal wohl kaum mit der Aussage entschuldigen können, ich ging wegen der Naimi wieder zurück nach Moab. Wenn Naimi doch etwas begeisterter gesprochen hätte, dann hätte ich wohl, dann wäre ich wohl, Nein, nein, lasst uns hier ehrlich sein, und zwar in jeder Hinsicht. Normalerweise lassen wir uns, wenn es darauf ankommt, durch einen anderen nicht so tief beeindrucken. Und trotzdem, und trotzdem, wenn er Emi doch wenigstens ein einziges Mal auf die Verheißungen Gottes verwiesen hätte. Wenn sie doch nur ein einziges Mal gesagt hätte, weißt du, Opa, wenn du mitkommst, es wird nicht einfach werden, was dort in Israel auf dich und auf uns alle zukommt. Aber Gott hat wieder Brot in Bethlehem gegeben. Und das ist ein Beleg für seine Gunst, für seine Barmherzigkeit. Und diese Freundlichkeit Gottes, sie wiegt alle Probleme und Schwierigkeiten auf. Aber Naemi sprach so nicht. Sie war hier in diesem furchtbaren Spinnennetz destruktiven Selbstmitleids gefangen. Als Opa weggegangen war, da wandte sich Naemi auch an Ruth, die sich an ihr festklammerte. Naemi sagte, siehe, deine Schwägerin ist zurückgekehrt zum Volk und zu ihren Göttern. Kehre auch du um deiner Schwiegertochter hinterher. Haben wir recht gehört? Was Naemi hier sagte, Naemi, die Frau aus dem Volk Gottes, sie geht so weit, dass sie Ruth, die Götter Moabs, als eine realistische Alternative zum Gott Israels anbot. Geh zum Volk und zu deinen Göttern zurück. Sie argumentierte also, du bist eine Moabitin, du bist an deine Götter gewohnt, ich an den meinen. Gehe zurück dorthin, wo du herkommst. Ein Mensch kann durch Religion sowieso nichts ändern, auch nicht geändert werden. Ein solches Gerede, das ist so ziemlich das totale Gegenteil von Evangelisation. Ähnliches aber hören wir heute immer wieder. Hört doch auf mit Evangelisation. Warum sollte man hingehen und den Menschen unsere Religion aufdrängen? Das ist doch eine Form des Imperialismus. Bestenfalls ist der Dialog, der freibleibende Dialog angesagt oder noch besser, fasst doch gleich alle Religionen zusammen in einem großen, gruppendynamischen Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Ist doch sowieso alles gleich. Die Revolutionswissenschaft im 21. Jahrhundert ist geprägt vom Prinzip des Verstehens. Demgegenüber sagt das Wort Gottes, dass hinter den heidnischen Religionen Dämonen stehen. Und vielleicht setzt man heute sogar noch eins drauf. Die Menschen werden doch sowieso nicht glücklicher durch uns, durch unsere Gemeinde und und und. Merken wir? Merken wir, da beginnt der Zynismus. Es stimmt, Nichtchristen werden tatsächlich nicht glücklicher durch Christen und dem, was Christen vielfach aus dem Christentum gemacht haben. Und schon gar nicht werden sie glücklicher durch unsere westliche Kultur, die in den letzten zwei Jahrhunderten in so vielfältiger Weise aus den Fugen geraten ist und gar keine Verankerung mehr irgendwo hat. Und in der so viel furchtbar verzerrt und verdreht worden ist. Erinnern wir uns daran, was Paulus einmal sagt. Im zweiten Korintherbrief sagt er, wir predigen nicht uns selbst, sondern Christus, Jesus als Herrn und uns selbst als eure Diener um Jesu Willen. Das heißt, wir haben nicht das Evangelium zu vermarkten, sondern wir sind gerufen, werbend aufzutreten. Und dann bleibt das Letzte eben auch bestehen. Uns aber als eure Diener um Jesu Willen. Und als Dienerin hat sich die Naemi gegenüber ihren beiden moabitischen Schwiegertöchtern hier nun wahrlich nicht erwiesen. Naemi, sie war geistlich blind. Sie sah nicht mehr, dass der Herr, der Gott Israels höher, größer ist als alle Götter und dass darum und darum allein das Volk Gottes es ist, das den anderen Völkern etwas Überragendes zu bieten hat, das Heil. Was für eine jämmerliche Antwort von jemandem, der zum Volk Gottes gehört, an den, der sich an einen klammert, war es zu sagen, gehe zurück zu deinen Göttern. Die eigene Gleichgültigkeit gegenüber den Bundesverheißungen Gottes ist auch für andere furchtbar verhängnisvoll. Nicht nur für uns. Und damit komme ich zu meinem dritten Punkt. Dennoch ist der souveräne Gott stärker. Ruth, sie geht trotzdem mit. Und dass sie mitgeht, das ist mir nun wahrlich nicht das Verdienst Naemis. Genauso wie es zuweilen trotz des Verhaltens der Gemeinde Jesu Christi passiert, dass Menschen noch hinzukommen. Vielfach passiert es trotz der unmöglichen weltlichen Weise, in der in der Gemeinde über Gott gesprochen wird oder auch geschwiegen wird. Jesus sagt einmal, niemand kommt zu mir, es sei denn, der Vater, der mich gesandt hat, ziehe ihn. Das Wort vom Ziehen ist ein tröstliches Wort, aber es ist auch ein hartes Wort. Gott vermag zu ziehen. Gott zieht durch alles hindurch und es gibt nichts, das dieser seiner Zugkraft zu widerstehen vermag. Darum übrigens bekennen wir mit der Heiligen Schrift die Erwählung Gottes. Wie kommt es, dass jemand trotz aller Hindernisse und Störfaktoren dennoch den Weg in die Gemeinde findet? Wie kommt es, dass der eine das Elend der Gemeinde, über das man natürlich ein ganzes Richterbuch vollschreiben kann, als Anlass nimmt, dem Christentum Lebewohl zu sagen? Und wie kommt es, dass ein anderer sagt, trotzdem. Trotzdem gehe ich dorthin, wo ich das Wort Gottes höre. Wie kommt das? Dass genau dieses dennoch passiert, dass dennoch Menschen von außen in die Gemeinde kommen, das ist das Wirken Gottes. Es ist sein Ziehen durch alles hindurch. Und dafür gebührt ihm allein die Ehre. An jenem Tag werden zwei mit Naemi mitgehen. Die eine wird angenommen und die andere wird verlassen werden. Es ist schlussendlich nicht unsere Werbekraft, auch nicht unsere Öffentlichkeitsarbeit, die das Wachstum der Gemeinde bewirkt, sondern es ist Gott. Wenn wir das doch wieder glauben würden. Wir würden mehr auf die Knie gehen. Wir lasen vorhin einen Abschnitt aus dem Propheten Jesaja. Und da stellte das Volk Gottes die Frage, wer hat mir diese geboren? Mir, der Kinderlosen und Unfruchtbaren, die, die verbannt ist und verstoßen. Und wer hat sie mir großgezogen? Siehe, ich war doch allein übrig. Diese, wo waren sie? Nicht das Volk Gottes ist überrascht, dass es Zulauf bekommt. Dieser Zulauf, den hat Gott gewirkt. Naemi, sie verhielt sich gewiss nicht so, dass sie Ruth als seine Schwester im Herrn gewann." Na ja, vielleicht wendet man ein, Naemi habe immerhin durch ihr Verhalten Ruth zu diesem prächtigen Bekenntnis geführt, das wir in Vers 16 und 17 lesen. Dort heißt es aber, Ruth antwortete, dringe nicht in mich, dass ich dich verlassen und mich von dir abwenden soll. Denn wo du hingehst, da will ich auch hingehen. Und wo du bleibst, da will ich auch bleiben. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott. Wo du stirbst, da sterbe auch ich und dort will ich begraben werden. Herr, tu mir dies und das und noch mehr, wenn nicht der Tod allein uns scheitern soll. Ja, dieses Bekenntnis konnte die Ruth wohl von niemand anderem gelernt haben als von Naomi. Es ist auch nicht möglich, dieses Bekenntnis zu überlesen. Es sticht ins Auge. Dieses Wort, das früher gern als Vers bei Trauungen verwendet wurde. Aber bitte übersehen wir nicht, dass dieses Wort eine Schwiegertochter zu ihrer Schwiegermutter sagte. Und übersehen wir ferner nicht, dass Ruth dieses Wort sagte, als sie in die Enge getrieben wurde. Wenn wir auf den Anfang Acht geben, dann erkennen wir, dass in diesen Worten sogar ein bestrafender Unterton liegt. Dringe nicht bei mir darauf an, dass ich dich im Stich lassen werde, dadurch, dass ich von dir zurückkehre. Also ruht Wies ihre Schwiegermutter an, jetzt hör mal auf. Hör auf mit deinem Geschwätz. Und tatsächlich ist es nicht selten, dass gerade in Situationen, in denen man uns in die Enge getrieben hat, die Möglichkeit, wir haben, uns selbst zu übertreffen und mehr zu sagen, auch mehr zu bekennen, als man unter normalen, gewöhnlichen Umständen sagen würde. In außergewöhnlichen Situationen kann es sein, dass man sich gleichsam selbst übertrifft. Man wächst dann gleichsam über sich selbst hinaus, wie man das heute zu sagen pflegt. Ich sage nicht, dass Ruth nicht meinte, was sie hier sagt, aber ich sage, in außergewöhnlichen Situationen bekommt man Worte, die eigentlich für einen noch zu groß sind. Es ist wie zu große Kleider, die man sich anzieht. Man merkt schnell, wenn man diese Worte ausspricht, dass man eigentlich noch in diese Worte hineinwachsen muss. Es ist wohl auch eher so, dass Ruth sich diese Worte sagen hört. Jedenfalls lernen wir die Ruth in den folgenden Kapiteln als eine Frau kennen, die für große Worte zu zurückhaltend und vielleicht auch zu bescheiden ist. Aber hier in Ruth 1, Vers 16 und 17 sagt sie, ich will gehen mit dir, ich will bleiben bei dir. Wirkliche Bekenntnisworte erfahren wir nicht selten als geschenkte Worte, entsprechend dem Wort Jesu. Es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr sagen sollt. Ruth sprach ihr ein großes Wort, wohin du gehst. Da will ich auch hingehen und wo du bleibst, da werde ich auch bleiben. Zunächst ging es darum ja um die Wanderung, die vor den beiden Frauen lag. Aber das Weitere, dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott, das geht darüber hinaus, das ist umfassender. Übrigens steht hier nicht, lesen wir gut, dein Gott ist mein Gott und das Volk, Das sehen wir dann später. Nein, dein Volk ist mein Volk, das lesen wir als erstes. Sozusagen das Schwierigste voran. Ihr Lieben, wir bekommen Gott nicht ohne die Gemeinde. Der Apostel Johannes schreibt einmal, wenn du behauptest, du liebst Gott und hast deinen Bruder, so bist du ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht? Wer mit Gott gehen will, der hat auch mit seinem Bruder, der hat auch mit seiner Schwester zu gehen. Du sagst, du liebst Gott, prima, würde Johannes sagen. Ich würde hinzufügen, in der Küche hängt der Putzplan. Der nächste Straßeneinsatz, er kommt bestimmt. Wen hast du vor, in der kommenden Woche aus deiner Gemeinde zu besuchen, zu trösten und nein, nicht mit ihm zu reden, sondern zu beten und die Bibel zu lesen? Eine Evangelisationsmethode im Sinn von Hauptsache, du entscheidest dich für Jesus. Und ob du dich dann einer Gemeinde anschließt, das ist zweitrangig, das müssen wir dann mal sehen. Die gibt es in der Heiligen Schrift nicht. Und darum müssen die Ältesten, wenn sie mit Menschen sprechen, die von außen in eine Gemeinde hineinkommen, sie auch auf die Solidarität mit der Gemeinde hinweisen. Solidarität heißt nicht, dass Sie Krummes gerade reden sollen oder alles entschuldigen sollen, wahrlich nicht. Aber es muss durchaus so etwas vorhanden sein wie ein Wissen um die Zusammengehörigkeit, eben wie in einem Leib, sodass durch alle, vielleicht auch berechtigte Kritik, die Liebe als das Band, das alles umschlingt, immer wieder zum Ausdruck kommt. Ruth fährt dann fort, wo du sterben wirst, da werde auch ich sterben und da will ich begraben werden. Hier wird deutlich, dass sich für Gott und für deinen Dienst entscheiden, dass das eine bedingungslose Wahl ist. Es geht nicht um die Entscheidung, solange, naja, mal schauen. sondern ich persönlich wähle für Gott im Leben und im Sterben. Und dass dieses Wählen eingebettet ist in die Erwählung Gottes, das hatte ich bereits erwähnt. Wo du sterben willst, da will auch ich sterben. Große Worte. Bedenken wir dabei auch dieses. Jemand, der große Worte macht, der sucht Unterstützung. Der will, dass man ihm beisteht, zur Seite steht. Allein kann ich nicht einen Schritt gehen, nicht einen. Beten wir für die, die in unsere Gemeinde kommen wollen und damit einen für sie großen Schritt machen. Unterstützen wir sie. Beten wir auch für diejenigen unter uns, die in absehbarer Zeit in den Stand der Ehe treten wollen. Für sie ist das ein großer Schritt. Sie brauchen unsere Unterstützung. Genau das ist Naemi hier vorzuwerfen. Genau das. dass sie diese Unterstützung der Ruth vorenthält. Vielleicht ist es das Schmerzlichste, dass wir im Anschluss an das Bekenntnis der Ruth lesen. Es heißt hier, als Naemi sah, dass Ruth fest entschlossen war, mit ihr mitzugehen, da ließ sie ab, ihr zuzureden. Eigentlich steht hier im Hebräischen, da ließ sie ab, mit ihr zu sprechen. Auf dieses Glaubens, auf dieses Bekenntniswort von Ruth reagierte Naomi mit Schweigen. Man könnte vielleicht einwenden, na ja, ein Glück, dass Naomi wenigstens jetzt mal ihren Mund hält. Theoretisch hätte sie ja weiter ihre Bitterkeit, ihre Gleichgültigkeit und ihren Zynismus verströmen können. Lasst uns froh sein, dass sie wenigstens jetzt ihren Mund hielt. Aber bitte versetzen wir uns einmal in die Lage der Ruth. Ruth wird auf diese Weise mit ihrem Wort des Glaubens und des Bekennens allein gelassen und das tut weh. So gingen die beiden, bis sie nach Bethlehem gelangten. Vers 19. Auf der ganzen Strecke bis Bethlehem fiel kein einziges Wort, zumindest fiel kein Wort, das der Heilige Geist für notwendig hält, uns mitzuteilen. Grausam, grausam kann es sein, wenn wir so mit einem Bruder, mit einer Schwester umgehen. Das Schweigen auf einer gemeinsamen Wegstrecke. Erst in Bethlehem machte Naemi wieder ihren Mund auf. Und dort machte sie ihrem Herzen Luft oder richtiger gesagt, sie ließ ihre Galle überlaufen. Sie aber sprach, nennt mich nicht Naemi, sondern nennt mich Mara. Denn der Allmächtige hat es mir sehr bitter gemacht. Vollzog ich aus, aber leer hat mich der Herr wieder heimgebracht. Warum nennt ihr mich denn Naimi, da doch der Herr mich gedemütigt und der Allmächtige mich betrübt hat? In der ersten Schriftlesung, da lasen wir, ich zitiere, Zion sagt, der Herr hat mich verlassen und der Herr hat mich vergessen. Das könnte auch Naemi gesagt haben. Eigentlich hat sie es auch gesagt. Was aber antwortet der Herr demjenigen, der meint, Gott, der Herr habe ihn vergessen? Er antwortet mit einer Gegenfrage. Kann auch eine Frau ihr Kindlein, ihren Säugling vergessen, dass sie sich nicht erbarmen würde über die Frucht ihres Schoßes? Selbst wenn sie diese vergessen, ich vergesse dich nicht. Siehe, ich habe dich in meine beiden Hände eingezeichnet, eingegraben. Erhebe ringsum deine Augen und siehe, sie alle, sie sammeln sich, sie kommen zu dir. So wahr ich liebe, lautet das Wort des Herrn, du sollst sie alle anziehen wie ein Geschmeide und sie umbinden wie eine Braut. Eine solche Verheißung vermochte Naemi hier in Kapitel 1 des Buches Ruth noch nicht, im Glauben zu fassen und anzunehmen. Aber lassen Sie uns gespannt sein, wie es weitergeht mit den beiden Frauen. Möge Gott, der Herr, es uns schenken, dass wir in Lebensenttäuschungen, in Bitternissen die Verheißungen des souveränen Gottes nicht vom Tisch fegen. Halte fest, Gott ist stärker als alle unsere Betrübnisse und unsere Erbitterungen. In dem Gott, der seine Liebe in Jesus Christus kundgetan hat, vermagst du alle Stolpersteine auf dem Weg zurück zu den Bundesverheißungen Gottes zu überwinden. Amen.
Stolpersteine auf dem Weg zurück zu den Verheißungen Gottes
Series Ruth
Sermon ID | 122222112647890 |
Duration | 58:48 |
Date | |
Category | Sunday Service |
Bible Text | Ruth 1:7-22 |
Language | German |
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